Was ist ein Reflux?
Unter Reflux wird der Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre verstanden, was das Sodbrennen auslöst. Der sogenannte Stille Reflux (der kein Symptom wie Sodbrennen verursacht) ist ein weitverbreitetes Problem vor allem in der westlichen Welt mit unseren Ernährungsgewohnheiten (zu viel Gebratenes, zu viele Süßigkeiten, zu viel Kaffee, Nikotin und Alkohol). All dies, vor allem in Verbindung mit dem alltäglichen Stress, kann Reflux bzw. einen Stillen Reflux auslösen oder beides.
Anzeichen
Typisches Symptom ist das Sodbrennen, das allerdings nur bei 30 Prozent der Patienten auftritt. Die anderen 70 Prozent haben keine nennenswerten Symptome oder sie haben Symptome des sogenannten Stillen Reflux wie
- Stimmstörungen,
- Kloß- und Druckgefühl in Kehlkopfhöhe,
- häufiges Räuspern – Räusperzwang,
- Hustenreiz,
- auch Druckgefühl in den Ohren – durch säuredampfinduzierten Reiz der Tubenschleimhaut
Der Zusammenhang ist schnell erklärt: Die Patienten mit einem Stillen Reflux haben eher selten einen Magensäurerückfluss, der Sodbrennen verursacht. Vielmehr erkennt der HNO-Arzt bei diesen Patienten mit oft hohem Leidensdruck und den o.g. Symptomen im Halsbereich im Rahmen der Laryngoskopie (Kehlkopfspiegelung) eine gerötete und verdickte Schleimhaut im hinteren Kehlkopfanteil. Diese Entzündung und Schwellung im hinteren Larynx wird durch das Abdampfen von saurem Magen – Dampf, der nach oben am hinteren Kehlkopf vorbeizieht – verursacht. Der saure Dampf, der über die gesamte Nacht ohne Schmerzen zu verursachen nach oben steigt, und dort die sehr empfindlichen Schleimhäute im Kehlkopf oder im Nasenrachenraum inklusiv der Tubeneingänge verätzt, kann auch zu Mundgeruch (Halitosis) und zu Tubenbelüftungsstörung führen.
Die Verdachtsdiagnose wird durch eine pharyngeale pH-Metrie (Säuregradmessung in Weichgaumenhöhe) erhärtet, die den sauren pH-Wert über 24 Stunden bestimmt, was über eine dünne Sonde, die über die Nase geschoben hinter dem Zäpfchen platziert wird, geschieht. Die Messung gibt darüber Auskunft, wann der Säuredampfeinfluss besonders stark ist (tagsüber oder nachts) und erleichtert somit erheblich die Therapieeinstellung.
Therapieansätze
Die oft empfohlene Dauertherapie mit sogenannten Magensäureblockern ist nicht empfehlenswert, da die Therapie auch die natürliche Gegenregulation des Körpers blockiert.
Vielmehr sollte eine kombinierte Therapie zur Anwendung kommen: einerseits sollten Diätfehler (die meistens bei unserer Ernährung vorliegen) vermieden werden – die muss gut geplant sein, denn eine Ernährungsumstellung muss auch realistisch sein. Andererseits wird eine biologisch-medikamentöse Therapie z.B. mit Basensalzen und Stressreduktion (Lebensumstellung?) empfohlen. Magensäureblocker (Protonenpumpeninhibitoren) sollten nur ausnahmsweise bei echtem Sodbrennen oder heftigen Beschwerden – aber dann konsequent – über mehrere Tage benutzt werden.
Wenn ein zu stark relaxierter Mageneingang die Hauptursache darstellt (d.h. es besteht nur ein relativer Säureüberschuss) könnten auch operative Verfahren (heutzutage mikrochirugisch-laparoskopisch) die Therapie der Wahl sein. Hier ist eine gute Kooperation zwischen HNO-Arzt, der oft die Diagnose stellt, dem Gastrenterologe, der an der Magenschleimhaut oft nichts findet, und dem spezialisierten Chirurgen, der den Mageneingang laparoskopisch verengt, erforderlich.